© / Quelle: friesensport.de-Redaktion / 20.11.2005

Herbert Braams: "Das Klootschießen hat mir viel gegeben"

Eine ruhmreiche Geschichte um einen einzigartigen Kultursport

von Ute Draschba

Kommandosache

International:  EM 2004

Weggefährten

Herausforderung

Immer optimistisch im Erfolgsdenken

Herzensangelegenheit:  Feldkampf

Redegewandt

Aktiv: Boßeln

Aktiv: Klootschießen

Aktiv: Mehrkampf 2005

Moorwarfen/Zetel. Am vergangenen Freitag ging auf der Jahreshauptversammlung in Moorwarfen eine Ära im Kloootschießerlandesverband Oldenburg zu Ende. Nach 32 Jahren zieht sich Herbert Braams aus Zetel als Feldobmann endgültig aus seiner aktiven Funktionärsarbeit zurück. Gleichzeitig wurde Herbert Braams zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Das Synonym Braams steht für eine Erfolgsgeschichte, die einzigartig im Friesensport ist: Sechs von acht möglichen Feldkampfsiegen gegen Ostfriesland, am 15. Dezember 2002 mit 2 Schoet und 87,70 Meter sogar der höchste Feldkampfsieg aller Zeiten und von zehn Werfern wurden allein sieben Oldenburger 2004 für das EM-Team nominiert. Eine Bilanz, die unmissverständlich die Handschrift des 69jährigen trägt.

Als Feldobmann war Herbert Braams nie ganz unumstritten. Häufig fällte er nicht ganz bequeme Entscheidungen gerade wenn es um Mannschaftsaufstellungen ging. Doch die Erfolge gaben Herbert Braams immer wieder recht. "In Oldenburg nur noch ein einziger - in Ostfriesland 15 80-Meter-Werfer", titelten die Zeitungen im Dezember 1977 zum Amtsantritt des Zetelers. Heute verfügt der Landesverband Oldenburg über ein gewaltiges Werferpotenzial. An die zehn Werfer können bei guter Vorbereitung den Kloot auf 80 bis 90 Meter katapultieren. Bei den nächsten Feldkämpfen rechnen die Oldenburger sogar mit Siegen in allen drei Altersklassen Jugend, Junioren und Männer. "Das ist auch häufig ein Generationsproblem", beschwichtigt der selbst noch aktive Klootschießer und Boßler. 1970 im irischen Cork und 1972 im holsteinischen Garding ging Herbert Braams mit der Eisenkugel im Straßenboßeln bei den Europameisterschaften an den Start und gewann Mannschaftsbronze (1970) und Mannschaftssilber (1972). Nebenbei bemerkt setzte sich Herbert Braams maßgeblich dafür ein, dass sich neben dem Klootschießen auch das Boßeln auf internationaler Ebene etablierte. Die ersten Europameisterschaften fanden noch ganz ohne Boßeler statt. Später agierte Braams sogar vier Jahre als Vizepräsident der International Bowlplaying Association und ist gerade wegen seiner Kontakte auch heute noch Drahtzieher auf der internationalen Bühne.

Herbert Braams hat für den einzigartigen Kultursport viel bewegt. 1982 führte Herbert Braams nach zehnjähriger Pause die Juniorenfeldkämpfe wieder ein und förderte das Klootschießen als Breitensport durch die Unterteilung in verschiedene Altersklassen. Mittlerweile starten bei den Landesmeisterschaften über 300 Aktive in 16 Wertungsklassen. Als Boßelobmann des Landesverbandes Oldenburg von 1973 bis 1975 revolutionierte Herbert Braams gemeinsam mit Erwin Goesman das Boßeln und führte die Punktwettkämpfe und den Ligenspielbetrieb ein. Plötzlich wurde aus dem "geselligen" Spiel wieder ein anerkannter Kultursport, über den heute ganz selbstverständlich in der Tagespresse berichtet wird.

Herbert Braams hat geschichtsträchtige Ereignisse noch hautnah miterlebt. Bei seine Erzählungen werden die sportlichen Höhepunkten von den oldenburgischen Erfolgswerfern Hans-Georg Bohlkens und Detlef Müller, die Rekordwürfe und die Kuriositäten, die sich in Irland oder sogar im fernen Bangkok zugetragen haben, wieder lebendig. Unvergessen sind die Europameisterschaften 1984 in Garding, wo Hans-Georg Bohlken mit einem Höchstwurf von 100,20 Metern seinen ersten EM-Titel gewinnt. Doch der Tag der Superlative, so Herbert Braams, war der 15. September 1985 in Burhave. Harm Henkel aus Pfalzdorf wirft mit 102 Metern bei den FKV-Meisterschaften 100 gegen 100 neuen Weltrekord. Der bisherige 52 Jahre alte Rekord von Gerd Gerdes wurde damit Geschichte. Doch die Ereignisse überschlugen sich an diesem Wettkampftag auf dem idealen Deichgelände in Burhave. Zwei Stunden später setzt Hans-Georg Bohlken mit 105,20 Metern nach. Heute ist Stefan Albarus (Norden) Weltrekordhalter mit 106,20 Metern, die er am 30. Juni 1996 beim Friesischen Mehrkampf in Norden warf. Spektakulär war für Herbert Braams auch der 8. September 1985. Vor 12.000 Zuschauern überwarf Hans-Georg Bohlken die Viadukt-Brücke über die Bandon Road im irischen Cork, 30 Meter hoch und 6 Meter breit mit der 810 g schweren Eisenkugel. Zum Schmunzeln dann die Berichterstattung in der irischen Presse am 13. Mai 1989: "European lofting champion Bohlken wirft mit roten Kugeln". Bei der Wettkampfstättenbesichtigung in Dublin fehlte es beim Fototermin an Kugeln. Kurzerhand besorgte Braams vom Gemüsehändler an der Ecke Apfelsinen und steckte sie Bohlken und Albarus zu. Kurioses sondergleichen widerfuhr am 14. Dezember 1996 in Bangkok. Detlef Müller schießt in Bangkok beim Festival der Weltspiele mit der Klootkugel ungewollt einen Thai von der Toilette. Die Klootkugel von Detlef Müller schlug nach ca. 80 Meter Flucht hart auf und fegte durch eine 10 cm Öffnung einer Spundwand, wo ein Thai auf der Toilette saß. Außer einem großen Schrecken hat dieser allerdings nichts abbekommen, das Toilettenbecken allerdings war nur noch Bruch.

Funktionärstätigkeiten von Herbert Braams

1973 bis 1975 Boßelobmann

1975 bis 1977 Spiellleiter des Ligenspielbetriebes im Straßenboßeln

1975 bis 1981 Passwart KLV Oldenburg

1977 bis 2005 Feldobmann KLV Oldenburg

1980 bis 2005 Feldobmann im Friesischen Klootschießerverband

1980 bis 2005 Juniorenwart KLV Oldenburg

2000 bis 2004 Vizepräsident der International Bowlplaying Association