Weltrekordversuch ist vom Winde verweht
Stefan Albarus mit 91,25 Meter bester Werfer

Auch die Frauen hätten gerne mitgemacht

Von Jochen Eilers

Burhave. Burhave ist in Klootschießerkreisen weitgehend schon bekannt für seine Rekordversuche. Bereits 1985 hatten Harm Henkel (102 Meter) und Hans-Georg Bohlken (105,20 Meter) in einer aufregenden Rekordjagd auf dem Gelände am Burhaver Deich einen neuen Weltrekord im Klootschießen aufgestellt. Diesen Rekord kassierte Stefan Albarus 1996 in Norden mit 106,50 Metern. Und diesen Rekord wollte man jetzt bei „Best of Kloot“ am Burhaver Strand gestern nach den Feld- und Standkämpfen wieder nach Burhave zurückholen. Die sechs Finalisten des Standkampfes hatten deshalb jeweils nochmals zwei Würfe, um eine neue Bestmarke aufzustellen. Der alte Rekord wurde aber nicht übertrumpft. Bei schon schlechten Umständen wurde dieser Rekordversuch abgehalten. Das Wetter war mittlerweile derartig schwül geworden, das schon die rund 1 000 Zuschauer – die Veranstalter hatten sich bis zu 4 000 erhofft – mehr oder weniger erschöpft, veswuchten den Schatten aufzusuchen. denn auch der kühlende Wind hatte gedreht, so dass er den Werfern nicht mehr genau im Rücken stand, sondern ihnen eher ins Gesicht wehte. Keine optimalen Rekordbedingungen also. Zudem waren die Sportler sein knapp zwölf Stunden auf den Beinen. Detlef Müller sagte, dass es schwierig sei, sich den ganzen Tag diese Wettkampfspannung zu erhalten und dann auch noch um einen Weltrekord zu werfen. „Ich habe im Vorfeld schon gesagt, dass nur bei optimalen Bedingungen die phantastische Weite von Stefan Albarus zu knacken sein wird.“ Eine kleine Beschwerde kam von den weiblichen Friesensportlerinnen. Sie hätten es nämlich auch auch gerne probiert, die Bestweite von 68 Metern zu knacken. Diese Weite hatte Susi Carstens vom Verband Schleswig Holsteiner Boßler vor einiger Zeit aufgestellt, und sie war, wie die 60,95 m aus dem Standkampf zeigten, in guter Form. Die Damen zeigten sich gestern zuversichtlich, dass eine neue Bestweite aufgestellt worden wäre. Aber für sie war kein Wettbewerb veranstaltet worden. Dem Weltrekord am nächsten kam Stefan Albarus mit 91,25 Metern. Auf Rang zwei schaffte es der Sieger des Standkampfes, Sönke Dreeßen, mit 84,35 Metern. Platz drei ging an Detlef Müller mit 82,40 Metern. Sie wurden mit Pokalen ausgezeichnet. Zusätzlich bekam Stefan Albarus als Sieger ein verlängertes Wochenende auf Borkum geschenkt.

An Dreeßen kommt keiner vorbei
Standkampf sorgt bei den Männer für eine Überraschung – Detlef Müller wird Zweiter
Die Favoritin und amtierende Weltrekordlerin bei den Frauen, Susi Carstens, siegte souverän.

Dem Favoriten Stefan Albarus fehlte der Wind.

Von Jochen Eilers

Burhave. Zu seinem 100-jährigen Geburtstag hat der Friesische Klootschießerverband (FKV) internationale Klootschießerverbände zu einem Wettstreit nach Burhave eingeladen. Hier in Burhave wurde der FKV vor 100 Jahren von Hinnerk Dunkhase gegründet. Und unter dem Titel „Best of Kloot“ ging der Verband gestern zu seinen Wurzeln zurück. Im Mittelpunkt des Treibens am Burhaver Strand stand der Standkampf im Klootschießen. Die Favoriten dieses Wettbewerbes standen im Voraus fest. Die Frage war nur die Reihenfolge. Und diese Reihenfolge war dann auch durchaus eine Überraschung. Mit seinem zweiten Wurf in der Qualifikation für das Finale legte Sönke Dreeßen vom Verband Schleswig-Holsteiner Boßler (VSHB) eine Weite von 93,10 Metern vor. Eine Weite, die ihn nicht nur für das Finale qualifizierte, sondern ihn auch zum Sieger machte, denn die Weiten der beiden Qualifizierungswürfe zählten auch für den Endkampf. Auch Detlef Müller vom Mentzhauser TV konnte die letzten Meter nicht mehr schaffen und landete auf einem für ihn selbst überraschneden zweiten Rang mit 91,10 Metern. Auf Rang drei folgte dann der „Adler von Norden“ Stefan Albarus mit einer Weite von 89,25 Metern. Die sechs Teilnehmer am Finale konnten ihre Ergebnisse aus der Vorrunde nicht verbessern. Lediglich Stefan Albarus baute seinen Wurf um 70 Zentimeter aus. Die weiteren Finalisten waren Hans-Georg Bohlken (FKV, Platz vier), Torge Krey (VSHB, Platz fünf) und Henning Feyen (FKV, Platz sechs). Für den aus Milebund stammenden Dreeßen war es der erste Sieg bei einem internationalen Wettberwerb. Auf dem Podium hatte er bereits öfter gestanden, es reichte bis gestern aber nie zu einem ersten Platz. Seiner Freude ließ er auch prompt freien Lauf. Bei den Frauen gab es ebenfalls eine Überraschung. Der Friesische Klootschießerverband (FKV) war es bei vergangenen Wettbewerben gewöhnt, dass eine, vielleicht zwei FKV-Werferinnen sich für das Finale qualifizieren. In Burhave schafften es aber gleich drei Mitglieder des Jubiläumsverbands des Sprung ins Finale. Der Kampf war bei den Damen eigentlich schon nach dem ersten Wurf von Susi Carstens (VSHB) entschieden. Mit der Bestmarke von 60,95 Metern sicherte sich Carstens den Sieg, den keine andere Starterin schaffte es diese gute Leistung zu toppen. Auf den Rängen folgten die FKV-Werferinnen Sandra Schimanski (53,80 Meter), Michaela Raddatz (52,45 Meter) und Marina Kloster (51,20 Meter). Mit den Wettkampfbedingungen zeigten sich die Sportler zufrieden. Bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Westwind kam sommerliche Stimmung auf. Dies hatte aber auch zur Folge, dass einige der Aktiven und der Zuschauer sich einen Sonnenbrand eingehandelt haben.

Niederländer eilt mit Hollandkugel voraus
Männer des FKV im Feldkampf nicht überzeugend

Die Frauen begeistern umso mehr

Von Jochen Eilers

Burhave. Bei der Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen des Friesischen Klootschießerverbandes (FKV) „Best of Kloot“ im Nordseebad Burhave kam es gestern Morgen beim Feldkampf mit der Hollandkugel zu einem spannenden Finale. Kieven Gould von der irischen Klootschießervereinigung (BC) lag mit seinen 614,40 Metern lange Zeit in Führung und sah eigentlich schon wie der sichere Gewinner aus. Doch die besten Werfer starteten erst in den letzten Gruppen. Und so Kieven wurde Gould von Mark Oude Luttikhuis vom Niederländischen Klootschießerbund (NKB) eingeholt und er setzte die zu schlagende Marke auf 628,00 Meter. Eine Weite, die von keinem Teilnehmer mehr zu schlagen sein sollte. Riesenjubel bei den niederländischen Fans und Betreuern, es flogen die Mützen und Jacken vor Freude in die Luft und die Fahnen wurden geschwungen. Auf Rang drei landete Hans-Dieter Seider (Verband Schleswig-Holsteinischer Boßler) mit 610,65 Metern. Der beste FKV-Werfer war Hans-Georg Bohlken aus Ellen mit 587,60 Meter. Er belegte den sechsten Platz. Die Verantwortlichen des Friesischen Klootschießerverbandes hatten sich im Stillen eigentlich eine bessere Platzierung ihrer FKV-Werfer erhofft. Bei den Männern gingen insgesamt 36 Werfer aus sieben Verbänden an den Start. Bei den Frauen gewann Catriona O’Jarell von der irischen Klootschießervereinigung mit 418,20 Metern. Platz zwei ging mit 395,9 Metern an Marina Kloster (Hage) und auf Platz drei folgte mit 377,40 Metern Michaela Raddatz (Reepsholt), die somit beide für den FKV mit vorne vertreten waren. Bei den Frauen waren diese drei Teilnehmerinnen auch zuvor als Favoritinnen im Gespräch. In Vierergruppen startend, hatte jeder Werfer und jede Werferin sechs Wurf zur Verfügung, um die Hollandkugel möglichst weit zu werfen. Für viele Werfer war es jedoch unglücklich, dass die Kugel in einer 20 Meter breiten Bahn bleiben musste. Viele Würfe rollten so über die Kreidelinie und galten dort den Regeln zufolge als beendet. So wurden oftmals wichtige Meter in Richtung Podiumsplätze verschenkt. Auch kamen die Werfer sehr unterschiedlich mit der Bahn zurecht, die am Deichfuß am Burhaver Strand in Richtung Fischerort Fedderwardersiel verlief. Durch die Regenschauer der vergangenen Wochen war der Boden aufgeweicht. Zwar hatten sich die Veranstalter bemüht, den Boden herzurichten, aber bei hohen Würfen bremste der Aufschlag der Hollandkloot den Wurf sofort ab. Die Moderation des Werfens lag in den Händen des Niederländers Freddy Mensing. Mensing schaffte es immer wieder, die Werfer aufzumuntern und zu neuen Höchstleistungen anzuspornen. Wenn die Würfe einmal nicht so von der Hand gingen hatte er aber auch ein paar tröstende Worte parat.

100 Jahre FKV: best of kloot mit Weltrekordversuch in Burhave
Kein Titelgewinn für den FKV - VSHB mit dem Kloot vorne

Kloot: Überragender Sönke Dreeßen  / Rekordhalterin Susi Carstens mit 60,95 Meter
Hollandkugel: Holländer Mark Oude Luttikhius holt Gold / Irin Catriona O' Jarell auf Platz eins

Ergebnisse: Jens Kleen
Fotos: Peter Gerdes und Ute Draschba

Text: Ute Draschba

Burhave. Strahlende Gesichter, jubelnde Friesensportler, buntes Farbenspektakel der sieben Verbände, einfach beste Wettkampfbedingungen auf dem Deichgelände in Burhave am Freitag, 10. Mai 2002. Nur eins blieb aus: ein neuer Weltrekord. Aber das tat der mehr als gelungenen Veranstaltung "best of kloot" zum 100järigen Jubiläum des Friesischen Klootschießerverbandes keinen Abbruch. Das Organisationsteam um den Kreisvorsitzenden Kalli Husmann war einfach perfekt gerüstet und konnte bei all den lobenden Worten der Verbandsfunktionäre schnell aufatmen. Selten hat es so eine hervorragende Darstellung des Heimatspiels vor solcher Kulisse gegeben. Ein wahrlich würdiger Rahmen für die 100-Jahr-Feier. Die Sportler dankten es mit fairen Wettkämpfen und hervorragenden Leistungen vor allem von den FKV-Aktiven, den Iren, den Niederländern und den Schleswig-Holsteinern.

Auftakt war am Freitag Morgen die Kranzniederlegung am Dunkhase-Gedenkstein, der einst vor 100 Jahren in Burhave den FKV ins Leben gerufen hat. Dann machten sich die internationalen Verbände aus Irland, Italien, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien sowie die deutschen Verbände aus Schleswig Holstein, Nordrhein Westfalen und dem FKV auf zu den Wettkampfstätten am Strand. Für die Geburtsstätte des FKV ein unvergessener Anblick.

Feldkampf mit der Hollandkugel 

Schon der Feldkampf war an Spannung kaum zu überbieten. Wohlklingende Namen, wie Marina Kloster (FKV) und Robert Meier (NKB) als amtierende Europameister, gingen an den Start. Doch im Ziel kam es dann ganz anders. Bei den Frauen war es die Irin Catriona O' Jarell, die überragend Wurf für Wurf traf und sich keinen Patzer erlaubte. Selbst die starke Schleswig-Holsteinerin Maren Witt konnte im direkten Vergleich nicht bestehen und staunte nicht schlecht, als am Ende die Irin sogar mit 6 Wurf über 400 Meter warf.

Bei den Männern legte der Ire James Buckley gleich in der ersten Paarung die Meßlatte mit 609,20 Metern hoch an. Erst in den letzten beiden Paarungen wurde Buckley zunächst von Mark Oude Luttikhius und dann auch noch von Hans-Dieter Seider (VSHB) sowie seinem Teamkollegen Kieven Gould überworfen.

Standkampf mit der Klootkugel

Alle drei FKV Teilnehmerinnen schafften beim Standkampf mit der Klootkugel auf Anhieb die Teilnahme am Finale. Ärgste Konkurrentin war die Schleswig Holsteinerin Susi Carstens, die wieder mal über sich herauswuchs. Gleich ihren ersten Wurf schleuderte die Nordfrisin auf 60,95 Meter. Perfekt. Da brauchte sie im Finale auch nicht mehr zulegen. Das reichte allemal für Platz eins. Marina Kloster ging als einzige Werferin über das Brett und warf beachtliche 51,20 Meter. Michaela Raddatz (52,45 Meter) und Sandra Schimanski (53,80 Meter) waren mit ihren Höchstwürfen zwar nicht so recht zufrieden, aber immerhin langte das für Plätze auf dem Siegerpodest.

Bei den Männern standen sich im Finale Sönke Dreeßen (VSHB), Detelf Müller (FKV), Stefan Albarus (FKV), Hans-Georg Bohlken (FKV), Torge Krey (VSHB) und Henning Feyen (FKV) gegenüber.  Über Sönke Dreeßen war bekannt, daß ihm eine Verletzung zu schaffen macht. Sollte dies die Stunde der FKVler sein? Keineswegs.  Beim Werfen vergaß Sönke Dreeßen die Schmerzen, biß die Zähne zusammen. Dankbarer Lohn. Die Goldmedaillie mit 93,10 Metern. Einer Tagesbestweite, die auch im anschleißenden Weltrekordversuch nicht überboten wurde.

Hier die Ergebnisse im Einzelnen: